Wir sind kindergartenfreie Selbstbetreuer. Und eines gleich vorweg: Ich habe prinzipiell gar nichts gegen Kindergärten, Kindertagesstätten oder sonstige Formen der außerhäuslichen Betreuung. Sowohl mein Mann als auch ich haben beide einen Kindergarten besucht. Ab einem Alter von drei Jahren haben wir, ganz klassisch, die zu dieser Zeit übliche Vormittagsbetreuung besucht. Mit unseren eigenen Kindern haben wir auch keine tränenreiche, gescheiterte oder in sonstiger Form dramatische Eingewöhnung in der KiTa hinter uns, die uns dazu bewogen hätte, das Thema ad acta zu legen.

Auch bin ich davon überzeugt, dass es tolle Einrichtungen für Kinder geben mag, wo ein guter und respektvoller Umgang mit den Kindern  zum Standard gehört und die Kids wirklich viele tolle Dinge erleben und tun können. Und weshalb bleiben unsere Kinder dann, entgegen der herrschenden Norm, trotzdem zu Hause? Wie ist es dazu gekommen, dass wir (mittlerweile durchaus überzeugte) Selbstbetreuer geworden sind? Und kann man überhaupt allen gerecht werden, hat man erstmal mehr als ein Kind?

Unser ursprünglicher Plan: Kindergarten ab dem 3. Geburtstag

Bereits vor gut vier Jahren, während meiner ersten Schwangerschaft, war uns klar: Unser Kind wird die ersten drei Jahre seines Lebens zu Hause betreut werden. Ich würde meinen Beruf (vorläufig) an den Nagel hängen und mich Vollzeit um unseren Nachwuchs kümmern. (Anmerkung: Als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität arbeitet man zwar im öffentlichen Dienst, erhält aber grundsätzlich nur befristete Verträge. Einen unbefristeten Vertrag in der universitären Forschung zu bekommen ist heutzutage fast unmöglich. Drei Jahre Elternzeit zu nehmen fällt als Option also weg, da üblicherweise der Vertrag vorher „einfach“ ausläuft …).

Als unsere Tochter ein Jahr alt war haben wir uns dann den örtlichen Kindergarten angesehen, den sie ab ihrem dritten Geburtstag vormittags besuchen sollte. Und um ehrlich zu sein – gefallen hat uns diese Einrichtung nicht. Weder das Konzept noch die Räumlichkeiten haben uns überzeugt. Irgendwie hat es für uns nicht „gepasst“. Wir haben unsere Tochter trotzdem auf die Warteliste setzen lassen. Schließlich gehen Kinder spätestens mit drei Jahren in den Kindergarten, oder?

In der Zwischenzeit hatten meine Tochter und ich eine gute Zeit. Und jede Menge Spaß. Nach und nach kamen all ihre Freunde in den Kindergarten. Um genau zu sein ab dem zweiten Geburtstag, denn hier in Rheinland-Pfalz ist der Betreuungsplatz ab diesem Alter kostenfrei. Meine Tochter und ich haben nach wie vor viel gemeinsam unternommen (Spielplatz, Schwimmbad, Wildpark, Familiencafé, etc.), Kurse besucht, gebastelt und regelmäßige Spielenachmittage mit ihren Freunden organisiert. Zudem hat sie schon immer gerne im Haushalt, bei der Gartenarbeit sowie allen Belangen des Alltags mitgeholfen.

Unser Alltag lief also perfekt und ziemlich rund. Daher sahen wir keinen Grund, an der bestehenden Situation etwas zu ändern.

Geburt des kleinen Bruders und ein Verschieben des Kindergartens auf den 4. Geburtstag

Als unsere Tochter zweieinhalb Jahre alt war wurde unser Sohn geboren. Und nur kurze Zeit später sollte für sie dann der Kindergartenalltag beginnen? Es wäre mir vorgekommen wie ein „Abschieben“ meines älteren Kindes, so kurz nach der Ankunft des kleinen Bruders. Folglich wurde der geplante Eintritt in den Kindergarten um ein Jahr nach hinten verschoben – vom dritten auf den vierten Geburtstag.

Da unsere mangelnde Begeisterung für den örtlichen Kindergarten weiterhin bestand und sich im Lauf der Zeit nichts an unserem schlechten Gefühl geändert hatte, beschlossen wir, noch einen weiteren Kindergarten zu besichtigten: Eine integrative KiTa im Nachbarort. Und dieser Kindergarten hat uns sofort überzeugt! Eine schöne Einrichtung mit tollem Konzept. Zu unserer großen Freude wurde uns auch direkt ein Platz zugesagt. Wir merkten jedoch an, dass wir den Platz nicht jetzt, sondern erst ab dem vierten Geburtstag in Anspruch nehmen würden. Woraufhin die Leiterin dann recht wortkarg wurde und uns mitteilte, dass sie „das nicht alleine entscheiden könne“ und „man sich melden“ würde. Auf diese Nachricht warten wir noch heute. Über ein Jahr später.

Den bereits seit langem reservierten Platz im örtlichen Kindergarten hatten wir vorsorglich behalten. Fairerweise muss ich an dieser Stelle zugeben, mir ganz und gar nicht sicher gewesen zu sein, ob ich einem dreijährigen Kind regelmäßig die sozialen Kontakte bieten kann, die ein lebhaftes Kleinkind dieses Alters nun einmal benötigt.

Gerade, wenn man noch ein Baby zu versorgen hat. Die Option „Kindergarten ab dem vierten Geburtstag“ blieb also bestehen.

Mama allein zu Haus: Situation mit Kleinkind und Baby

Der kleine Bruder wurde geboren. Wie bereits seine Schwester war auch er kein ‚einfaches‘ oder sonderlich pflegeleichtes Baby: Er hat nur wenig geschlafen, vorzugsweise auf mir liegend oder in der Trage. Teilweise wollte er im Stundentakt gestillt werden. Maxi-Cosi und Kinderwagen gehörten zu seinen absoluten Hassobjekten. Und obwohl auch er unseren Alltag zunächst einmal gründlich „aufgemischt“ hat, konnten wir uns recht gut in unserer neuen Situation arrangieren. Die festen Termine unserer Tochter, die wir natürlich weiterhin wahrnahmen sowie unseren durchorganisierten Alltag habe ich, entgegen meiner ursprünglichen Befürchtungen, nicht als Belastung empfunden. Vielmehr hat es mir geholfen, dem Ganzen eine feste Struktur zu verleihen. Dies war wichtig für meine Tochter, die ihren gewohnten Alltagsablauf weitestgehend als „stabile Komponente“ beibehalten konnte.

An dieser Stelle muss ich eines zugeben: Auch bei mir gab es diese Tage (nicht oft, aber manchmal), an denen ich mir nach der zigsten unruhigen Nacht mit dem Sohn und dem drölfzigsten Trotzanfall meiner Tochter insgeheim schon einmal zwei oder drei kleinkindfreie Stunden gewünscht habe. Oder einen schallisolierten Raum im Keller. Nur für mich. Diese Phasen waren jedoch nur kurz, sind (glaube ich?) weitestgehend normal und hielten sich glücklicherweise sehr in Grenzen. Im Ganzen betrachtet lief es rund und wir sind froh, unsere Tochter in dieser Zeit des Umbruchs und Neubeginns unserem Gefühl entsprechend zu Hause behalten zu haben.

Fazit: Es bleibt, wie es ist

Und heute? Es läuft ziemlich rund. Und es macht Spaß. Wir haben unseren festen Wochenplan und unternehmen viel. Nicht mehr wie früher als Zweierteam, sondern als Dreiergespann.

Noch ein Wort meinen ursprünglichen „Sorgenpunkt“ betreffend: Ja, es ist mir möglich, auch meinem fast vierjährigen Kind ausreichend Beschäftigung und vor allem viele Sozialkontakte zu ermöglichen. Dies ist für mich zugegebenermaßen der Hauptaspekt, mit dem die Selbstbetreuung steht oder fällt.

Ein weiterer Aspekt gegen den Kindergarten ist das enge Verhältnis, welches meine beiden Kinder zueinander haben. Die beiden stecken immer zusammen und spielen täglich üblicherweise mehrere Stunden miteinander. Diese innige Zeit möchte ich den beiden nicht nehmen. Sie sollen die gemeinsame Zeit, die sie haben und die nun einmal zeitlich begrenzt ist, vollends auskosten und genießen!

Und zum Abschluss noch ein Wort meine Person betreffend: Auch mir gefällt dieses Lebensmodell gut. Es macht mir Spaß, viel mit den Kindern zu unternehmen, unseren Alltag zu gestalten und ihnen „die Welt zu zeigen“.

Dies ist unser Weg und wir fühlen uns auf ihm sehr wohl. Ich sage nicht, dass dies „der richtige Weg“ ist. Es ist lediglich unserer. Wir haben ihn eingeschlagen, immer wieder hinterfragt und gehen ihn weiter, weil wir ihn für gut befunden haben. Wer einen anderen Weg geht und sich auf diesem wohl fühlt – Gratulation! 🙂


Wie sieht es bei euch aus? Gehen eure Kinder in den Kindergarten? Oder seid ihr vielleicht sogar ebenfalls Selbstbetreuer? Hinterlasst mir doch gerne eine Nachricht in den Kommentaren! 🙂