Von tollen Plänen, guten Vorsätzen und Ernährungstabellen
Der Beikoststart ist für Eltern ein wichtiger Meilenstein im ersten Lebensjahr ihres Kindes. Das war er natürlich auch bei uns 🙂 Bereits kurz nach der Geburt des Tochterkindes vor über drei Jahren hatte ich zahlreiche Broschüren über Babybreie gelesen und einen Vortrag zum Thema “Die richtige Ernährung für ihr Baby” besucht. Allerdings fand ich diese ganzen Ernährungspläne zugegebenermaßen etwas seltsam. Ein Leitfaden für alle Kinder?
Stress mussten wir uns jedoch keinen machen. Wir hatten ja noch reichlich Zeit. Den Beikoststart des Tochterkindes hatte ich erst in ihrem zweiten Lebenshalbjahr eingeplant. Schließlich wollte ich ja nichts überstürzen! Von Baby Led Weaning (BLW) und Fingerfood hatte ich auch schon gehört, fand das allerdings für uns eher unpassend.
Sicherlich ahnt ihr schon, wie es uns weiter ergangen ist, oder? 🙂
Wer entscheidet eigentlich,
… wann das Kind mit Beikost beginnen sollte?
Bereits im zarten Alter von fünf Monaten saß das Tochterkind dann auf meinem Schoß mit uns am Esstisch, griff sich die vorbereiteten Gemüsesticks (Fingerfood!) vom Teller und lutschte genüsslich daran. Sie hatte beschlossen, dass sie nun mitessen möchte. Und zwar selbst! Also haben wir gedünstetes Obst und Gemüse angeboten. Das anfängliche Ablutschen und Zermatschen der Lebensmittel entwickelte sich einfach immer weiter. Nach und nach gab es eine immer größere Vielfalt an Lebensmitteln zum Probieren und die tatsächlich verspeisten Portionen wurden größer. Die Anzahl der täglichen Stillmahlzeiten hat das Tochterkind ebenfalls irgendwann von selbst reduziert.
… wie viele Mahlzeiten das Kind tagsüber zu sich nehmen sollte?
Begonnen haben wir nicht, wie empfohlen, mit einer Mahlzeit pro Tag. Das Tochterkind bekam während jeder unserer Mahlzeiten ebenfalls eine kleine Auswahl an Lebensmitteln angeboten. Daraus konnte sie dann selbst wählen, was sie ablutschen/essen wollte und wieviel davon. Zu Beginn waren die tatsächlich gegessenen Mengen so gering, dass ich mir keine Sorgen machte, ob das Kind dieses “richtige” Essen auch vertragen würde. Die Mengen steigerten sich dann mit zunehmendem Alter und weiterentwickelter Motorik.
… welche Lebensmittel das Kind essen sollte?
Es gibt den Getreide-Obst-Brei, den Getreide-Milch-Brei und den Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei. Ein wenig ist mir von den Beikostplänen noch in Erinnerung geblieben 🙂 Was mir persönlich nicht so gut daran gefällt ist die Tatsache, dass die Lebensmittel jeweils in pürierter und vermischter Form angeboten werden.
Da wir mittlerweile auch den Beikoststart unseres zweiten Kindes erfolgreich hinter uns gebracht haben, kann ich aus Erfahrung sagen, dass beide Kinder im ersten Lebensjahr eine gewisse Abneigung gegen einzelne Lebensmittel hatten. Bei einem Kind waren dies Fisch und Fleisch, beim anderen Kartoffeln. Die Kinder haben sich regelrecht davor geekelt. Alle anderen Lebensmittel hingegen wurden recht gerne gegessen. Jedoch bin ich im Nachhinein betrachtet wirklich froh, meinen Kindern diese Lebensmittel nicht in pürierter Form “untergemogelt” zu haben. Es wird sicherlich einen Grund für diese Abneigung gegeben haben. Das sollte respektiert werden.
Vertrauen in das Kind haben
“Wieviel Gramm hat dein Kind heute eigentlich gegessen?”
Beim ersten Kind war ich immer etwas verunsichert, wenn andere Mamas berichteten, wieviel Gramm ihr Kind pro Mahlzeit gegessen hatten. Bei uns war es ja so, dass immer ein Teil des Essens im Kind landete, ein weiterer Teil auf dem Tisch und der Rest auf dem Boden (also in unserem Hund). Ich hatte keine Ahnung, wieviel mein Kind effektiv aß. Andererseits – spielte das eine Rolle? Das Tochterkind war aktiv, nahm zu und hatte Spaß am Essen. Zudem stillten wir noch nach Bedarf. Da ich mich mittlerweile intensiv in die Themen BLW und Stillen eingelesen hatte, machte ich mir auch keine Sorgen über eine eventuelle Mangelversorgung.
“Und wenn sie sich an einem Brocken verschluckt und erstickt?”
Zunächst saß ich während jeder Mahlzeit noch leicht panisch am Esstisch und hatte bei jedem Bissen Angst, das Tochterkind könne an dem festen Essen ersticken. Hierzu nur soviel: Beide Kinder haben sich nicht einmal ernsthaft verschluckt. Zumindest nicht im Babyalter. Ist man dann älter und lässt sich leicht ablenken, ist das schon wieder eine ganz andere Sache … Ich brauche an dieser Stelle auch nicht zu erwähnen, dass ich beim zweiten BLW-Baby in dieser Hinsicht total entspannt war, oder? 😉
(Anmerkung: Hat man kleine Kinder, sollte man die wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Verschlucken ohnehin kennen. Unabhängig von der Art der Beikost).
Fazit
Nachdem die Beikosteinführung beim Tochterkind so problemlos und selbstbestimmt funktioniert hatte war klar, dass wir es beim Sohnemann wieder genauso handhaben würden. Never change a winning team! 😉
Tipps:
Ein Buch, welches mir persönlich als Leitfaden diente, ist “Einmal breifrei, bitte!” von Loretta Stern und Eva Nagy. Es ist kurzweilig, übersichtlich gegliedert und enthält alle wichtigen Hinweise, die es beim BLW zu beachten gilt.
Einen sehr informativen und ganz aktuellen Artikel zum Thema findet ihr übrigens auf der Seite des Kinderarztes Herbert Renz-Polster http://blog.kinder-verstehen.de/zoff-ums-beifuettern/
Blogparade 🙂
Dieser Artikel ist ein Beitrag zur Blogparade “Was mir mein Baby beim Beikoststart beibringen musste”. Den nächsten Artikel der Reihe findet ihr auf dem Blog “Abenteuer Erziehung”. Dort berichtet Vera darüber, welche Beikostempfehlungen es vor zehn Jahren gegeben hat. Sehr interessant zu lesen, wie sich die Empfehlungen gewandelt haben! http://www.abenteuer-erziehung.at/infos/153-baby-beikost-starten-beikostbeginn
Sehr schöner Beitrag! Ich bin froh, gerade darüber gestolpert zu sein 😊 Wir machen es nämlich gerade mit unserem Sohn genauso. Seit zwei Wochen isst er jetzt mit und ich muss mir auch aus allen Richtungen was dazu anhören. Da liest man solche Artikel echt gerne, damit man mal wieder dran erinnert wird, wie logisch dieser Beikostweg doch ist. Die einzige Sorge die ich jetzt noch hab: hoffentlich wird unser Hund nicht fett 😄
Hallo Katrin,
ja, beim ersten Kind haben wir auch von allen Seiten ‘gute Ratschläge’ dazu bekommen … 🙄 Dabei ist es, wie du schreibst, doch einfach ein ganz logischer Weg! Seit wir nun zwei kleine Kinder haben, wurde unserem Hund das Frühstück gestrichen 😂 Tagsüber greift sie nämlich soviel Essen ab, dass wir die Futtermenge wirklich reduzieren mussten 😉