Hallo ihr Lieben!

Vor rund 1,5 Jahren hatte ich euch hier ja ganz stolz darüber berichtet, dass wir als Familie einen neuen Weg für uns eingeschlagen hatten. Und zwar wollten wir weg von überflüssigem Konsum (Stichwort: Minimalismus), wollten möglichst auf Dinge aus Plastik verzichten (Stichwort: Plastikfrei), waren bestrebt, den im Familienalltag anfallenden Müll zu reduzieren (Stichwort: ZeroWaste) und wollten generell unser Leben nachhaltiger und ressourcenschonender gestalten.

Blicke ich auf die letzten Monate zurück, so muss ich gestehen, dass wir (zumindest teilweise) gehörig gescheitert sind. Aber ich greife vorweg. Also lasst uns jetzt einfach mal vorne anfangen.

Eine Familie, die Nachhaltigkeit lebt(e) und liebt(e)

Im Großen und Ganzen lässt sich zusammenfassen, dass wir das Projekt „nachhaltig leben“ wirklich recht gut umgesetzt hatten. So war es uns gelungen, Mittel und Wege zu finden, unsere Einkäufe möglichst verpackungsarm und plastikfrei zu gestalten. Darüber hatte ich euch dann ja auch gleich ganz ausführlich und ziemlich euphorisch 😉 berichtet: Nachhaltiger Einkauf im konventionellen Supermarkt. Geht das?.

Wir machten jedoch nicht beim Einkauf halt. Auch unser Badezimmer wurde ziemlich plastikfrei (darüber hatte ich euch bei meinen „12 Tipps für ein nachhaltiges & plastikfreies ZeroWaste-Badezimmer“ berichtet). Und auch in meiner Küche hatte sich so einiges getan. Seien es nun die Bienenwachstücher, die mir jede Menge Müll eingespart haben oder meine plastikfreien Alternativen 🙂 zum Einfrieren von Lebensmitteln. Die ich übrigens nach wie vor nutze und ziemlich gut finde *lach*

Es lief also alles soweit ganz gut. Wir waren zufrieden. Wir produzierten wenig Müll, setzten auf nachhaltige Produkte und stellten viel selbst her. Nach einiger Zeit konnte ich euch sogar stolz berichten, dass wir durch unseren nachhaltigen Lebensstil tatsächlich rund 1000 Euro pro Jahr(!) einsparten (den ganzen Artikel findet ihr übrigens hier: Klick!). Na, wenn das mal kein Ansporn für die Zukunft war, oder? 😉

Dann kam Corona…

Im ersten Quartal des Jahres 2020 tauchte dann, wie wir ja alle unschwer mitbekommen haben, ein kleines Virion aus der Familie der Coronaviridae mit dem hübschen Namen Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2 auf. Und stellte unser aller Leben gehörig auf den Kopf. Plötzlich war nichts mehr so, wie wir es kannten. Ein kleines, nur rund 100 Nanometer großes und mit etwas mehr als 29.000 Nukleotiden ausgestattetes „Ding“ schaffte es, unser gewohntes Leben komplett lahmzulegen.

Und nun mag sich der ein oder andere Leser die berechtigte Frage stellen, was ein Virus, welches eine neuartige Atemwegserkrankung verursachen kann, mit dem Müllberg einer deutschen, fünfköpfigen Durchschnittsfamilie zu tun hat?

…und die Müllberge wuchsen

Und eines gleich vorweg: Auf Kommentar à la „Mein Gott, es gibt zur Zeit doch wirklich schlimmere Probleme!“ habe ich gerade einmal absolut keine Lust. Bloggt man bereits eine gewisse Zeit und treibt sich auf „einschlägigen“ Social Media Portalen herum, weiß man einfach, dass der ein oder andere Miesepeter garantiert mit einem solchen Kommentar um die Ecke kommen wird. Hierzu möchte ich dann einfach folgendes loswerden:

Punkt 1: Natürlich gibt es gerade schlimmere Probleme.

Punkt 2: Trotzdem gehen mir die nachfolgend genannten Punkte gerade ziemlich auf den Keks. Und tragen nicht gerade zu meiner allgemeinen Zufriedenheit bei.

Denn unser schöner, nachhaltiger Lebensstil ist in den letzten Monaten gehörig ins Wanken geraten. Viele Dinge waren / sind für uns einfach nicht mehr vernünftig umsetzbar. Dafür sind im Gegenzug die von uns produzierten Müllberge enorm gewachsen. Und auch dies ist etwas, dass mich gerade massiv stört. Wahrscheinlich ist die Menge an Müll, die wir produzieren, im Vergleich zu anderen immer noch gering. Allerdings ist dies für mich kein Maßstab und ich bin aktuell ziemlich unzufrieden, dass sich die gelben Säcke bei uns gerade etwas türmen.

Weshalb sich die Corona-Pandemie negativ auf die Nachhaltigkeit auswirkt

Bleibt also die Frage, weshalb sich COVID-19 negativ auf Müllvermeidung, Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung auswirkt. Dass dies aktuell nicht nur bei uns der Fall ist, habe ich in Gesprächen mit Freunden und Bekannten erfahren. Die Gründe hierfür sind vielfältig und ich kann hier nicht alle aufzählen.

Allerdings kann ich zumindest benennen, weshalb es bei uns in Sachen „Nachhaltigkeit“ und „Müllvermeidung“ in den letzten Monaten nicht gerade rund läuft. Und da ich in der Vergangenheit meine positiven Bilanzen hier auch regelmäßig herausposaunt habe, werde ich auch ehrlich über unsere aktuellen Niederlagen berichten. Also – here we go:

  • Ich hatte meine feste Einkaufsroutine und wusste, welche Artikel ich in welchem Laden unverpackt beziehen konnte. Auch hatte ich im Lauf der Zeit herausgefunden, wo ich regionale und nachhaltige Produkte kaufen konnte -> Seit März 2020 war meine reguläre Einkaufsroutine hinfällig. Ich konnte nur noch abends, wenn mein Mann zu Hause war und die Kinder hütete, schnell einkaufen gehen. Dies erledigte ich dann auch meist hastig in einem Laden. Und teilte meine Besorgungen nicht, wie sonst üblich, auf mehrere Läden auf. So hatte ich kaum mehr die Möglichkeit, in Sachen Produktauswahl besonders wählerisch zu sein.
  • Einkäufe im Unverpackt- oder Bioladen waren plötzlich sehr kompliziert -> Gerade der Besuch in kleinen Geschäften gestaltete sich schwierig. Denn aufgrund der Situation hatte ich unsere 3 Kinder ja wieder den ganzen Tag bei mir zu Hause. Und zu viert einen wirklich kleinen und engen Laden zu „stürmen“, nur um bei einigen Artikeln etwas an Verpackung zu sparen, erschien mir in Anbetracht der aktuellen Pandemie als nicht gerade sinnvoll.
  • Selbst mitgebrachte Verpackungen waren / sind verboten -> Aus nachvollziehbaren Gründen war / ist es verboten, Waren in eigene Verpackungen füllen zu lassen.
  • Die Zeit, um Dinge selbst herzustellen, fehlte. Die Große hatte keinen Schulunterricht mehr und wir wurden ganz spontan zu Homeschoolern. Alle Hobbys der Kinder waren auf Eis gelegt und ich musste mir tagtäglich Neues einfallen lassen, um meine 3 Kinder sinnvoll und abwechslungsreich zu beschäftigen. Was natürlich auch nicht so super einfach war, da ja so ziemlich alle nicht zwingend lebensnotwendigen Einrichtungen geschlossen waren -> In unserem „neuen“ Alltag, der plötzlich und unerwartet über uns hereingebrochen war, fehlte es mir schlicht und ergreifend an Zeit und Muße, viele Dinge dann auch noch selbst herzustellen.
  • Wir haben es uns leicht gemacht. Und so angenehm wie möglich -> Und da bin ich jetzt auch ganz ehrlich zu euch. Denn bei aller Liebe zur Nachhaltigkeit und dem Müllsparen; in den vergangenen Monaten haben wir auch manchmal ganz simpel alle Fünfe gerade sein lassen. Und es uns einfach gemacht. Ich habe den Kindern Knete, Spielzeug und anderen Kram zur Beschäftigung gekauft – auch, wenn diese Sachen in Tonnen von Plastik verpackt waren. Wir haben Gummibärchen aus der Plastiktüte genascht – von Herstellern, die nicht unbedingt für Nachhaltigkeit bekannt sind. Die Eisdielen hatten geschlossen und so gab Eis aus der Dose – mit künstlichen Aromastoffen. Diese Liste könnte ich nun sicherlich noch weiter fortsetzen. Aber lassen wir es an dieser Stelle gut sein 😉

Fazit

Wie bei den meisten von euch hat auch bei uns der „normale“ Alltag wieder etwas Einzug gehalten. Die Schule hat wieder begonnen. Die Kinder können ihre Sportschulen besuchen. Den meisten unserer Hobbys können wir mittlerweile wieder (mit mehr oder weniger großen Einschränkungen) nachgehen.

Und ich merke so langsam auch, dass in unserem Alltag wieder mehr Platz ist, auf gewisse Dinge zu achten. Ich kann wieder etwas strukturierter einkaufen. Im Alltag ist wieder mehr Luft, um zumindest das ein oder selbst herzustellen. Aufgrund des strukturierten Tagesablaufs müssen wir nicht mehr so häufig auf kleine „Seelentröster“ 😉 in Form von Gummibärchen und Co. zurückgreifen. Wir brauchen kein billiges Beschäftigungsmaterial aus Fernost mehr.

Es lässt sich also wie folgt zusammenfassen: Fakt ist, dass wir in den letzten Monaten nicht gerade durch eine herausragende Sustainability geglänzt haben. Andererseits bin ich jedoch auch sehr optimistisch, dass wir wieder auf unseren guten Weg zurückfinden werden. Oder vielleicht sogar neue, bessere Wege erschließen werden. Denn oft erwächst aus einer Krise oder einem Rückschlag ja sogar etwas Neues. Etwas Positives. Wir sind gespannt – und werden berichten! 🙂